Wenn Pflege zur Familiensache wird

Wenn Pflege zur Familiensache wird

Die meisten Menschen wünschen sich, im Alter zu Hause leben zu können. Möglichst lange in vertrauter Umgebung, umgeben von ihren Liebsten. Tatsächlich ist dieser Wunsch für viele Realität: Rund 80 Prozent aller Pflegebedürftigen in Deutschland werden zuhause betreut, überwiegend von Angehörigen. Doch so erfüllend diese Aufgabe auch sein kann: Sie ist oft auch kräftezehrend, emotional herausfordernd und mit vielen Fragen verbunden. Wie gelingt es, diese Verantwortung gut zu tragen – ohne sich selbst aus den Augen zu verlieren? Was Angehörige wissen sollten.

Plötzlich ist alles anders

Ein Sturz, eine Diagnose, schleichender Abbau – manchmal verändert sich das Leben über Nacht, manchmal langsam über Monate. Und plötzlich stehen Kinder, Partnerinnen und Partner oder die Geschwister vor Fragen, mit denen sie sich nie ernsthaft beschäftigt hatten:

  • Was braucht der oder die Betroffene wirklich?
  • Wer hilft uns bei der Organisation?
  • Wie lange halte ich das durch?

Pflege in der eigenen Familie betrifft nicht nur praktische Aufgaben wie Waschen, Essen reichen oder Medikamente geben. Es geht um emotionale Nähe, Verantwortung, Schuldgefühle, Hilflosigkeit und oft auch um Überforderung. Der Übergang von familiärer Fürsorge zur pflegerischen Rolle ist fließend und belastet häufig das gesamte Familiensystem.

Was auf Angehörige zukommt

Wer ein Familienmitglied pflegt, übernimmt weit mehr als „nur“ Hilfe im Alltag. Dazu gehören:

  • Pflege und Betreuung: Körperpflege, Essen zubereiten, Hilfe beim An- und Auskleiden
  • Medizinische Versorgung: Medikamente geben, Termine organisieren, Dokumentation führen
  • Behördengänge & Bürokratie: Pflegegrad beantragen, Pflegegeld verwalten, Hilfsmittel organisieren
  • Emotionale Begleitung: Gespräche, Trost, Geduld, auch wenn es manchmal schwerfällt
  • Eigene Rollen neu verhandeln: Tochter, Sohn, Ehepartner und plötzlich auch Pflegeperson

Viele Angehörige stoßen früher oder später an ihre Grenzen. Nicht aus Mangel an Liebe, sondern weil der Alltag einfach zu viel wird. Oder wie es der Pflegedienst Hessen-Süd in diesem Beitrag über die Familie als Pflegedienst formuliert:

„Die Familie ist Deutschlands größter Pflegedienst. (…) Es wächst nicht nur die Zahl der älteren Menschen, sondern auch die Zahl der Kranken, die pflegebedürftig sind. Parallel dazu wächst aber nicht die Gruppe derjenigen, die die notwendige Pflege im gewünschten häuslichen Umfeld leisten können.“

Wenn Pflege besonders herausfordernd wird

Neben den alltäglichen Aufgaben bringt Pflege oft zusätzliche Anforderungen mit sich. Vor allem dann, wenn eine medizinische Versorgung notwendig ist: etwa nach Operationen, bei chronischen Erkrankungen oder bei der Versorgung von Wunden und Kathetern.

Auch Demenzerkrankungen stellen Angehörige vor besondere Herausforderungen: Die ständige Wiederholung von Gesprächen, Veränderungen im Verhalten und der zunehmende Verlust von Alltagsfähigkeiten belasten emotional und organisatorisch. Oft braucht es Fachwissen, oder einfach jemanden, der die Situation einordnet und hilft, tragfähige Lösungen zu finden.

Infobox: Erste Schritte für pflegende Angehörige

1. Überblick verschaffen: Pflegegrad prüfen lassen und Leistungen der Pflegeversicherung nutzen (z. B. Pflegegeld, Pflegesachleistungen)

2. Beratung einholen: Kostenfreie Pflegeberatung über Krankenkassen oder Pflegestützpunkte – bei Fragen zur Organisation, Finanzierung oder Entlastung

3. Unterstützung organisieren: Ambulante Dienste, Tagespflege, Verhinderungspflege oder Haushaltshilfen in Anspruch nehmen

4. Für Dich selbst sorgen: Eigene Belastung ernst nehmen – auf Warnzeichen achten, mit anderen sprechen, ggf. therapeutische Begleitung suchen

5. Vernetzen: Kontakt zu Selbsthilfegruppen oder Online-Foren aufnehmen – Austausch kann entlasten und Mut machen

Psychische Gesundheit nicht vergessen

Pflege ist nicht nur körperliche Arbeit, sie geht oft tief unter die Haut. Viele Angehörige fühlen sich aufgerieben zwischen den Anforderungen der Pflege, dem eigenen Beruf, der Familie und der eigenen Gesundheit. Schuldgefühle, Erschöpfung, Isolation … all das sind Warnzeichen, die ernst genommen werden sollten.

In solchen Fällen kann auch psychotherapeutische Unterstützung helfen. Gespräche mit einem Therapeuten oder einer Therapeutin bieten Raum, die eigenen Emotionen zu sortieren, Kraftquellen zu erschließen und einen gesünderen Umgang mit der eigenen Belastung zu finden.

Weitere Möglichkeiten zur Entlastung

Pflege muss nicht einsam machen. Es gibt zahlreiche Wege, sich als pflegender Angehöriger Hilfe zu holen, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen:

  • Pflegeberatung in Anspruch nehmen: viele Pflegedienste oder kommunale Stellen bieten Erstberatung an
  • Verhinderungspflege beantragen, z. B. wenn Du Urlaub brauchst oder selbst krank wirst
  • Teilstationäre Angebote nutzen wie Tagespflege oder stundenweise Betreuung
  • Ambulante Pflegedienste einbinden, zur Unterstützung bei körpernahen oder medizinischen Aufgaben
  • Austausch suchen, z. B. in Angehörigengruppen oder Online-Foren

Und was ist mit Dir?

Pflege innerhalb der Familie ist ein Akt tiefer Verbundenheit, aber auch eine Aufgabe, die an Grenzen führen kann. Viele Angehörige stellen ihre eigenen Bedürfnisse lange zurück, bis der Körper oder die Seele streiken. Dabei ist eines sicher: Nur wer für sich selbst sorgt, kann auch für andere da sein.

Niemand sollte aus Pflichtgefühl schweigen, leiden oder über sich hinausgehen müssen. Es ist ein Zeichen von Stärke, sich Hilfe zu holen, Fragen zu stellen oder sich selbst zu schützen.

Wenn Du Dich um einen nahestehenden Menschen kümmerst, darfst Du das als wertvollen Beitrag sehen, nicht als Selbstaufgabe. Pflege braucht Gemeinschaft, gute Strukturen und ein gesundes Gleichgewicht zwischen Fürsorge und Selbstfürsorge. Hol Dir Unterstützung, bevor Du sie brauchst. Nicht erst dann, wenn nichts mehr geht.

Hinweis: Dieser Beitrag ersetzt keine individuelle Beratung. Wende Dich bei konkreten Fragen an Pflegeberatungsstellen, Deinen Hausarzt oder einen ambulanten Pflegedienst in Deiner Nähe.

Verfasser und Verantwortlich für den Inhalt:
Dipl. Kfm, Markus Schmidt, therapeutenfinder.com, 20354 Hamburg
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