Schwule und lesbische Partnerschaft und Coming-Out

Schwule und lesbische Partnerschaft und Coming-Out

Schwule oder lesbische Partnerschaft und Coming-Out

Schwule und lesbische Paare beschäftigt mitunter das Thema Coming-Out. Meist sind es Herkunftsfamilien, mit einem konservativen, kulturell traditionellen und religiösen Welt- und Wertebild, die ein äußeres Coming-Out in der Familie verhindern. Die eigene sexuelle Orientierung und eine bestehende gleichgeschlechtliche Partnerschaft werden gegenüber ablehnend eingestellten Familienmitgliedern in der Folge nicht kommuniziert. Und das, obwohl bereits innerlich Klarheit und Selbstannahme bezüglich der eigenen Homosexualität besteht.

Ein betroffener Partner möchte es dann vielleicht seiner Familie nicht zumuten, seine Homosexualität offen zu thematisieren, geschweige denn auch seinen Partner den Eltern, Geschwistern und Verwandten vorzustellen. Und das, obwohl er mit sich im Reinen ist und bereits andernorts offen schwul oder lesbisch lebt. Die Homosexualität ist im individuellen und partnerschaftlichen Leben angenommen und integriert, der Herunftsfamilie aber gegenüber fühlt sich Mann oder Frau aber zur Rücksichtnahme verpflichtet.

Das mag auch gelten, obwohl unausgesprochen jeder über die Homosexualität des Familienmitglieds Bescheid weiß. Vielleicht ist auch bekannt, dass es eine lesbische oder schwule Partnerschaft gibt. Aber solange etwas nicht ausgesprochen wird, bleibt der Schein gewahrt. Für den / die Partner*In des / der ungeouteten Partner*In mag diese ambivaltene Sowohl-als-auch-Haltung schwer erträglich sein. 

Don't ask, don't tell?

"Don't ask, don't tell!" ist also wohl auch hier der leitende Grundsatz. Das ist sehr schade, denn es entgeht der Familie ein liebevoller Blick auf ihr Kind, Sohn, Tochter. Zentrale Aspekte von Person-Sein und die Art und Weise, Liebe zu geben und zu empfangen, bleiben sich verschließenden Angehörigen verborgen. Mehr noch: Ihnen ist der Schein wichtiger, als eine wirkliche Sicht auf ihr Kind. Auch der Lebenspartner und Freund wird - mitunter aus guten Gründen, etwa zu dessen Schutz - verheimlicht; der wichtigste Mensch im Leben wird nicht präsentiert. "Wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund!" Nicht aber beim Besuch bei der Herkunftsfamilie.

Letztlich bedeutet dies, dass eine Familie sich ihre lesbische Tochter, lesbischen Sohn dem Schein nach strickt, sich etwas erschafft oder erhält, was gar nicht (mehr) ist. Zudem ist den Angehörigen wichtiger, was eine Religion zu glauben vorgibt, was eine Kultur tradiert, was die Nachbarn sagen, beziehungsweise was "man" denkt, als eine wirkliche, ehrliche, akzeptierende, respektvolle und liebevolle Nähe zum eigenen schwulen oder lesbischen Familienmitglied.

Familiäre und paarinterne Konflikte zum Coming-Out

Eine Dysbalance zwischen – einerseits – der Suche nach einem guten Kontakt zur Herkunftsfamilie und – andererseits – dem offenen Leben als homosexuelle Frau, Mann und als lesbsiches oder schwules Paar führt zu unter Umständen zu Konflikten. Letztere ereignen sich vielleicht zwischen dem schwulen Sohn, der lesbischen Tochter, aber auch zwischen dem ungeouteten Partner und seinem Lebensgefahrten, zwischen der ungeouteten lesbischen Partnerin und ihrer Frau.

Das heißt, wir haben es hier mit einem Konflikt zwischen Herkunftsfamilie und dem / der ungeouteten Partner*In zu tun (familiärer Konflikt), sowie mit einem paarinternen Konflikt zwischen dem / der ungeouteten und geouteten Partner*In (die / der sich gegebenenfalls ein offeneres schwules oder lesbisches Paarleben) wünscht.

Hier entsteht beim fordernden Partner, bei der fordernden Partnerin vielleicht der Eindruck, dass der / die Partner*In nicht mutig genug für die Rechte homosexueller Menschen eintrete, sich nicht klar genug zur lesbischen oder schwulen Beziehung bekenne, bis hin zu dem Gefühl als homosexuelle Partner*In zurückgestoßen oder zurückgesetzt zu werden. Mal ist der / die ungeoutete Partner*In mehr auf der Seite, mal mehr auf der Seite des / der geouteten Partnerin. Aber es ist und bleibt ein spannungsgeladenes und ungelöstes Sowohl-als-auch. Der ungeoutete Partner, die ungeoutete Partnerin sitzt zwischen den Stühlen. 

Konflikt mit ungewissem Ausgang

Es bleibt nun spannend und ungewiss, wie diese Konfliktspannung ausgehalten, abgemildert, verändert wird. In welche Richtung entwickelt sich dieser Konflikt? Bleibt beispielsweise alles, wie bisher? Gibt es eine Loslösung von der Familie? Besinnt sich die Familie eines Besseren? Gibt der / die geoutete Partner*In nach? Gibt es eine Trennung und Auflösung der Paarbeziehung (durch eine(n) der beiden Partner*Innen)?

Fragen angesichts paarinterner Kontroversen zum Coming Out

Vielleicht führt eine Kontroverse zwischen zwei Partner*Innen zu folgenden Fragen:

1. Woher kommen wir? Wie steht unser soziales Umfeld (Familie, Freunde, Arbeitsumfeld) zu unserer Beziehung? Welche Denkmodelle gibt es in unserem sozialen Umfeld? Wie gehen wir als schwules oder lesbisches Paar damit um?

2. Was sollen wir tun: A, B und C. Wenn ich A tue, was passiert dann? Was hätte B zur Folge und was ist, wenn ich C tue? Welche Handlungsmöglichkeiten habe ich derzeit, habe ich morgen? Wer ist mir jeweils dabei Unterstützung? Ist mir mein(e) Partner*In dabei eine Hilfe oder setzt sie / er mich eher unter Druck?

3. Wie fühlt sich mein(e) möglicherweise bereits offen schwul, lesbisch lebende() Partner*In mit mir als ungeoutetem Partner, ungeouteter Partnerin? Welche Wünsche hat sie / er an mich? Welche Anforderungen gibt es ihrerseits / seinerseits an mich, an uns, an die Beziehung? Wie urteilt sie / er über die Situation?

4. Welche Auswirkungen hat das Konfliktpotential (Herkunftsfamilie und Homosexualität) auf unsere Partnerschaft? Wie sind wir als Paar bislang damit umgegangen? Welche Lösungswege haben wir bisher beschritten und inwiefern waren sie hilfreich? Was möchten wir noch tun?

6. Was motiviert uns, trotz des Konfliktes, Liebe und Partnerschaft zu leben? Welche gemeinsame Geschichte haben wir und wo ist derzeit unser Raum um die Beziehung zu leben? Was bereichert uns und lässt uns die Paarbeziehung genießen? 

7. Welche Beziehungsvision haben wir? Wenn alles gut wäre, optimal, wie würde das aussehen? Was muss wirklich Realität sein und was davon darf auch ein sehnsüchtiger Traum bleiben, der uns etwa anhält, miteinander als Paar in die Zukunft zu blicken?

 

Ferdinand Krieg, Dipl.-Theologe
Heilpraktiker beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie

Weitergebildet für die Arbeit mit Einzelpersonen, Paaren und Familien - in systemisch-lösungsorientierter Therapie, Familientherapie und Beratung - zum Systemischen Therapeut und Berater (SG), nach den Rahmenrichtlinien der Systemischen Gesellschaft in Deutschland. Überdies Weiterbildung in Systemischer Paartherapie am Systemischen Institut Heidelberg (SIH). Derzeit Sexualtherapie-Weiterbildung "Sexuelle Störungen und Ihre Behandlung" bei Professor Dr. phil. Dipl.-Psych. Ulrich Clement in Berlin.

Raumerstraße 16, 10437 Berlin Prenzlauer Berg.
01577-5337371

Ferdinand Krieg: Paarberatung für gleichgeschlechtliche Paare. Die Liebe in all ihren Facetten würdigen. In: Psychotherapie im Dialog (PID), 4/2014, S.62-65.

Weitere Informationen:
http://www.einzelundpaartherapie.de

Verfasser und Verantwortlich für den Inhalt:
Ferdinand Krieg, Dipl.-Theologe. Heilpraktiker beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie. Systemische Therapie und Beratung (SG)., Ferdinand Krieg. Systemische Paartherapie und Sexualtherapie. Berlin., 13189 Berlin
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Ferdinand Krieg Dipl-Theologe Heilpraktiker beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie Systemische Therapie und Beratung SG  Ferdinand Krieg Systemische Paartherapie und Sexualtherapie Berlin 13189 Berlin Ferdinand Krieg, Dipl.-Theologe. Heilpraktiker beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie. Systemische Therapie und Beratung (SG).,
Ferdinand Krieg. Systemische Paartherapie und Sexualtherapie. Berlin., 13189 Berlin
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