Kleiner Satz, große Wirkung: Mit dieser speziellen Formulierung lässt sich Streit vermeiden

Kleiner Satz, große Wirkung: Mit dieser speziellen Formulierung lässt sich Streit vermeiden

„Es gibt einen Ort, jenseits von richtig und falsch. Dort treffen wir uns.“

Dieses Zitat von Rumi gehört zu meinen liebsten. Schlicht und schön drückt es aus, dass Realität und Wahrheit vor allem immer eines sind: subjektiv. Wenn sich zwei Menschen – unabhängig davon, ob es sich um ein Paar, Kollegen, Eltern oder Freunde handelt – jenseits von richtig und falsch begegnen, geht es beiden um Verständnis … statt darum, den anderen von einer allgemeinen Realität zu überzeugen, die in Wirklichkeit "nur" seine ganz eigene ist.

Realität ist immer subjektiv

Wenn (im besten Fall bei beiden Gesprächspartnern) das Bewusstsein verankert ist, dass jeder über seine subjektive Sicht spricht und nicht über die alleinige und allgemein gültige Wahrheit (die der andere doch nun eeendlich mal kapieren müsste), dann bleibt wenig Raum für Vorwürfe, Schuldzuweisungen und Retourkutschen. Wir schaffen eine Distanz zwischen dem, was der andere sagt oder tut und unseren – meist verzerrten – Gedanken.

Aber warum und wie entstehen diese Gedanken überhaupt, von deren absoluter Richtigkeit wir in dem Moment überzeugt sind? Das ist evolutionsbedingt: Unser Gehirn ist ständig damit beschäftigt, Muster, Strukturen, Zusammenhänge und einen Sinn in allem zu finden. Dabei bedient es sich aller ihm zur Verfügung stehender Informationen. Was aber passiert, wenn unserem Gehirn Informationen fehlen, um etwas herzuleiten? Richtig: wir konstruieren „einfach“ welche. Das Problem ist, dass wir bei diesem Schritt auf Erfahrungen und Erlebnisse aus unserer Vergangenheit zurückgreifen – die meistens nichts mit der aktuellen Situation zu tun haben. Beispiel: Peter kommt später als angenommen nach Hause. Seiner Frau Sonja fehlen (bislang) die Informationen zur Ursache. Je nachdem, welches „Warum“ sie für sich konstruiert, werden ihr Gefühl und ihre Reaktion ausfallen. „Peter hatte einen Unfall“ wirkt sich anders aus als „Peter hat noch einen Freund getroffen“. Beides hat in diesem Fall nichts mit der Realität zu tun: Peter steht nämlich einfach mit leerem Handy-Akku im Stau.

Kommunikation in der Partnerschaft

Auch in unserer Kommunikation (mit Vorliebe innerhalb der Partnerschaft ;-) entwickelt sich das „Auffüllen von fehlenden Informationen“ gerne zum Problem, und eine Spirale aus Vorwürfen und Gegenangriffen setzt sich in Bewegung. Sonja: „Dir ist es doch ganz egal, wenn ich mir Sorgen mache! Sonst hättest Du drauf geachtet, dass Dein Handy aufgeladen ist!“ Je nachdem, ob es Peter gelingt, Distanz zu Sonjas Interpretation der Situation herzustellen, und je nachdem, ob Peter eher Sonjas Sorge oder ihren Vorwurf fokussiert, wird seine Reaktion wiederum wohlwollend, rechtfertigend oder auf Gegenwehr ausgerichtet ausfallen.

Ein kleiner, einfacher und wirkungsvoller Trick 

Die amerikanische Sozialforscherin Dr. Brené Brown gibt uns einen Trick an die Hand, mit dem wir die beschriebene Distanz zu unseren verzerrten Gedanken auch in unserer Kommunikation zum Ausdruck bringen können. Das funktioniert, indem wir das, was wir dem anderen mitteilen möchten, um eine kleine Formulierung ergänzen: „Die Geschichte, die ich dazu erfinde, ist …“. Hört sich komisch an? Stimmt! Funktioniert aber. Dieser kleine Satzteil demonstriert dem Gegenüber, dass wir uns unserer subjektiven Sicht bewusst sind und dass wir nicht für uns in Anspruch nehmen, Meister über die einzig wahre Realität zu sein. Für den Partner, Freund, Elternteil, Kollegen … bedeutet das, dass er sich weniger in die Defensive gedrängt fühlt - und das wiederum macht einen konstruktiven Gesprächsverlauf sehr viel wahrscheinlicher. In unserem obigen Beispiel würde Sonja also sagen: „Dein Handy war nicht aufgeladen. Die Geschichte, die ich dazu erfinde, ist, dass es Dir egal ist, wenn ich mir Sorgen mache.“

Thematisch verwandt mit Browns Tipp ist „The Work“ von Byron Katie. Hier hinterfragt man die Richtigkeit des eigenen Gedankens und stellt sich vor, wer bzw. wie man ohne diesen Gedanken wäre (was manchmal schon neue Perspektiven eröffnet). Ausführlicher habe ich „The Work“ in diesem Blog-Artikel hier vorgestellt: https://www.blauer-campus.de/single-post/2017/10/11/the-work-byron-katie

In eine ähnliche Richtung zielt auch das ABC-Modell von Ellis, über das ich ebenfalls vor einiger Zeit geschrieben habe: https://www.blauer-campus.de/single-post/2017/08/09/Wie-sch%C3%B6ne-B%E2%80%98s-Ihr-Leben-vers%C3%BC%C3%9Fen.

Besser verstehen = leichter umsetzen

Die beschriebenen Tools finden alle in unterschiedlichen Anteilen in meinen Coaching-Programmen Anwendung. Wenn es um die Begleitung von Paaren geht, spielt für die meisten meiner Kunden das Thema „Kommunikation“ eine übergeordnete Rolle. Die Art, wie wir kommunizieren, basiert wiederum auf unseren Denk- und Gefühlsmustern, die wir im Laufe unseres Lebens entwickelt haben. Deshalb kommt auch dieser Blick nicht zu kurz. Denn meiner Erfahrung nach erleichtert das Verständnis darüber, warum ich wie kommuniziere, die bewusste Entscheidung, es einmal anders zu versuchen – beispielsweise, indem ich die Formulierung „Die Geschichte, die ich dazu erfinde, ist …“ verwende. Ja, auch dann, wenn sich das etwas „schräg“ anhört – was soll’s: besser schräg-konstruktiv als gerade-destruktiv, oder?

Weitere Informationen:
https://www.blauer-campus.de/single-post/2018/02/04/Kleiner-Satz-gro%C3%9Fe-Wirkung-Mit-dieser-speziellen-Formulierung-l%C3%A4ss

Verfasser und Verantwortlich für den Inhalt:
Sandra Hinte, Ganzheitlicher Coach, Blauer Campus, 76547 Sinzheim
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Blauer Campus, 76547 Sinzheim
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