Fernbeziehungen in Zeiten der Mobilität

Fernbeziehungen in Zeiten der Mobilität

Man muss nicht gleich zum Paartherapeuten“

Mobil leben, das heißt heute auch mobil lieben. Jeder siebte Deutsche führt eine Fernbeziehung. Bei Paartherapeut Florian Klampfer suchen viele nach dem Geheimrezept. Von Eva Mühlenbäumer.

Sonntagabend: Wieder ein perfektes Wochenende vorbei Foto: Eva Mühlenbäumer

Seit neun Jahren beraten Sie vor allem Paare, die in Fernbeziehungen leben. Kommen heute mehr zu Ihnen als früher?

Florian Klampfer: Ja. Im Moment ist es besonders extrem. Nach meiner Beobachtung hängt das mit der Wirtschaftskrise zusammen. Gerade in Berlin verlieren viele Menschen ihren Job. Sie müssen gucken, was aus ihnen wird, auf einmal flexibel und mobil sein. Festgefügte Partnerschaften lösen sich auf. Das merke ich in meiner Praxis gerade ganz deutlich.

Wir müssen also mit der Fernbeziehung leben?

Florian Klampfer: Wir müssen uns genauso mit ihr anfreunden wie mit den Patchworkfamilien. Die Diskussion, ob diese Lebensformen gut oder schlecht sind ist, unwichtig, denn sie sind einfach Lebensrealität. Es geht darum, kreativ damit umzugehen. Den anderen – obwohl er weit weg von uns ist – am eigenen Leben teilhaben zu lassen ist das A und O.

Dafür gibt es heute Skype, Twitter oder mal eben ein Foto aufs Handy. Ist das mobile Zeitalter eine Chance?

Florian Klampfer: Es kann eine Chance sein, aber auch viel Druck machen. Auf der einen Seite ist es möglich, direkt weiter zu geben, was man gerade erlebt. Oft fühlt sich ein Partner aber auch unter Druck gesetzt. Auf der Arbeit bekommt er ständig Nachrichten. Eigentlich kann er nicht antworten, aber er will den anderen auch nicht enttäuschen.

Welche Probleme gibt es noch?

Florian Klampfer: Eigentlich immer drei: Die Paare bekommen zu wenig voneinander mit, sie haben Schwierigkeiten beim Ãœbergang vom eigenen zum gemeinsamen Leben und sie haben zu hohe Erwartungen an ihre Zeit zusammen. Sie denken oft, das Wochenende muss perfekt sein, alles muss rein, das ist ein enormer Druck.

Es gibt also andere Streitpunkte als bei „gewöhnlichen“ Paaren?

Florian Klampfer: Oft gibt es gar keine Streitpunkte, das ist ja das Schlimme. Fernbeziehungspaare wollen die kurze gemeinsame Zeit nicht mit Problemen verschwenden. Elementare Dinge werden so aber nie angesprochen und irgendwann gibt es dann den großen Krach.

Aber ist es nicht normal, die kurze Zeit genießen zu wollen. Wie soll man das ohne Paartherapeuten anders machen?

Florian Klampfer: Man muss nicht gleich zum Paartherapeuten. Es reicht, dem anderen offen zu sagen, was man in der Zeit, in der man sich sieht, wirklich braucht.

Wenn man doch zu Ihnen kommt, wie helfen Sie dann?

Florian Klampfer: Mein Job ist es, Kommunikationsbrücken zu schaffen. Es gibt ganz einfache Übungen. Zum Beispiel das so genannte Zwiegespräch: Man tritt kurz miteinander in Kontakt und sagt dem anderen womit man beschäftigt ist, wie es einem geht. Der andere soll nicht gleich kommentieren, sondern einfach zuhören und verstehen. Das klingt mechanisch ist aber ein guter und naher Kontakt, der sehr hilfreich ist.

Mit welchem Ziel kommen die Paare denn zu Ihnen: Wollen sie die Fernbeziehung akzeptieren lernen oder langfristig doch zusammenleben?

Florian Klampfer: Selten gibt es ein gemeinsames Ziel. Ein Partner schätzt die Fernbeziehung oft, weil sie eben auch ein eigenes Leben ermöglicht. Dem anderen ist sie auf Dauer zu stressig.

Und dann?

Florian Klampfer: Kompromiss finden, miteinander reden. Ich sage: Leute, hört auf Probleme raus zu filtern! Bedürfnisse müssen jederzeit auf den Tisch kommen dürfen. Heißt nicht, dass sie sofort erfüllt werden, aber sie müssen in der Beziehung Platz haben.

Geht das auf Dauer?

Florian Klampfer: Wie gesagt, in der Fernbeziehung kann man ein eigenes Leben und trotzdem eine Zugehörigkeit haben. Für viele ist das ein wunderbares Modell. Ich will nicht sagen: Führt nur noch Fernbeziehungen, aber erschreckt euch nicht, wenn es in diese Richtung geht.

Hatten Sie selber mal eine?

Florian Klampfer: Oh ja… Berlin-Karlsruhe.

Und?

Florian Klampfer: Die Beziehung ging auseinander, als wir zusammengezogen sind.

Sie konnten nicht helfen?

Florian Klampfer: Nein, vergessen Sie es. Ich kann ja nicht emotional beteiligt sein und gleichzeitig von außen drauf schauen. Ich verteile hier ja auch keine Geheimrezepte, die man nicht irgendwo nachlesen könnte. Es ist der neutrale reflektierte Blick von außen, der hilft.

ZUR PERSON:

Florian Klampfer Foto: privat

Florian Klampfer, 42 Jahre, hat Sozialpädagogik in Hannover studiert und ist ausgebildeter Familientherapeut. In seiner Praxis in Berlin-Prenzlauer Berg berät er überwiegend Paare, die in Fernbeziehungen leben.

Weitere Informationen:
http://mobilitaet.journalisten-akademie.com/?p=159

Verfasser und Verantwortlich für den Inhalt:
Florian Klampfer, Dipl.Soz.Päd; Systemischer Familientherapeut, Florian Klampfer Paartherapie Berlin und Leipzig, 10407 Berlin
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Florian Klampfer DiplSozPäd Systemischer Familientherapeut  Florian Klampfer Paartherapie Berlin und Leipzig 10407 Berlin Florian Klampfer, Dipl.Soz.Päd; Systemischer Familientherapeut,
Florian Klampfer Paartherapie Berlin und Leipzig, 10407 Berlin
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