3 goldene Regeln: Was Du tun kannst, um Deinen Kindern die Trennung zu erleichtern

3 goldene Regeln: Was Du tun kannst, um Deinen Kindern die Trennung zu erleichtern

Erst vorgestern auf dem Tennisplatz hab ich wieder eine Geschichte gehört, in der es um die Folgen einer Scheidung ging und vor allem um das schwächste Glied in dieser Kette: die Kinder. Was ich da so alles im Freundes- und Bekanntenkreis mitkriege, macht mich manchmal echt wütend … weil man fassungs- und hilflos zuschauen muss, wie achtlos ausgerechnet die unschuldigsten Beteiligten instrumentalisiert, manipuliert und zwischen Fronten getrieben werden, die am meisten Schutz bedürfen. Ich habe in meinen ersten 20 Lebensjahren selbst drei Scheidungen meiner Mutter miterlebt, glücklicherweise alle mehr oder weniger rosenkriegsfrei. Meine eigene Beziehung zerbrach nach 30 Jahren, und ich bin mehr als dankbar, dass es mein Ex-Mann und ich geschafft haben, unsere drei Kinder bei allem Schmerz, den eine Scheidung für alle bedeutet, so heil und stabil wie es meiner Ansicht nach möglich ist durch diesen Prozess begleitet zu haben. Bei meiner Biografie ist es somit kein Wunder, dass mir dieses Thema am Herzen liegt.

Kinder als Kitt?

Gemeinsame Kinder sind (zumindest solange sie noch im elterlichen Haus leben) meist der stärkste Motivator, wenn es darum geht, eine Ehe aufrechtzuerhalten, die ansonsten vielleicht schon längst gescheitert wäre. Daran finde ich nichts Verwerfliches, solange Konflikte nicht eskalieren oder die Familie nicht in einem Nebel aus ewigem Schweigen oder permanenten Anfeindungen und Sticheleien gefangen ist. Wenn sich beide Partner eine zumindest kleine Basis aus Respekt, Wertschätzung und Zuneigung erhalten konnten und beschließen, sich gemeinsam auf den Weg zu machen, um ihre Probleme zu lösen und neue Perspektiven zu entwickeln, kann sich die Überwindung auch langer Durststrecken definitiv lohnen.
Umgekehrt kann kein Kind kitten, was schon im Kern zerbrochen oder zerrissen ist. Noch weniger sollte es die – bewusst oder unbewusst erteilte – „Mission“ eines Kindes sein, dieser Kitt zu sein. Wenn man für einen kurzen Moment reinspürt in diese unfassbare Verantwortung, dann erdrückt sie einen schier – eine Last, die umso größer misst und schwerer wiegt, je schmaler die Schultern sind, die sie tragen müssen.
Zum Wohle unserer Kinder tun wir gut daran, diese Grenze zwischen „Kinder als zusätzliche Motivation zur Veränderung“ und „Kinder als Kitt“ zu erkennen und klar zu ziehen. 

Hauptsache, den Kindern geht es gut? Na ja ...

Ist die Entscheidung zur Trennung oder Scheidung von einem oder beiden Partnern gefallen, heißt es fast immer: „Hauptsache, die Kinder leiden so wenig wie möglich.“ Welch hehres Ziel! Doch wie oft beginnen stattdessen früher oder später offen oder versteckt ausgetragene Spielchen!? Da werden über die Köpfe hinweg Entscheidungen getroffen, Tatsachen geschaffen, manipuliert, Zäune hochgezogen, Fallen aufgestellt … all das gerne schön geredet unter dem Deckmäntelchen „zum Wohle meiner Kinder“. In Wirklichkeit entwickelt sich eine Dynamik, in der mit zum Teil subtilsten Mitteln so lange an den Kindern gezerrt wird, bis diese an ihren inneren Loyalitätskonflikten fast zerbrechen. Was dieses Szenario besonders traurig macht: viele Scheidungskinder (je älter sie sind, desto eher ist das der Fall) setzen alles daran, sich ihre Zerrissenheit nicht anmerken lassen. Sie erleben, wie frustriert und ausgelaugt ihre Eltern von den Beziehungs- bzw. Trennungs-Strapazen sind und leiden lieber still vor sich hin als sie auch noch mit ihren Unsicherheiten zu belasten.

Aussöhnung mit der Vergangenheit 

Wenn die zwei wichtigsten Bezugspersonen eines Kindes oder Jugendlichen auseinandergehen, tut das einfach weh – unabhängig davon, wer welchen Anteil am Scheitern dieser Verbindung hat. Umso mehr sollten wir als Erwachsene alles daransetzen, die Trennung für uns selbst so gut wie möglich zu verarbeiten, dem Partner zu vergeben (auch wenn Du jetzt innerlich denkst: „Niiieeemals – diesem Mistkerl / Miststück!“) und nicht zuletzt auch uns selbst zu verzeihen. Nur so werden wir die Vergangenheit befrieden können, wieder zuversichtlich in die Zukunft schauen und unseren Kindern verlässliche(r) Vater oder Mutter sein.

Das Wichtigste sind die Bedürfnisse der Kinder

Während und nach einer Trennung geht es also darum, gut für sich zu sorgen und ins Reine zu kommen – mit sich, dem Partner und der Vergangenheit. Nur eins ist in dieser Zeit noch wichtiger: die Bedürfnisse der Kinder. Und die brauchen nun mal beide Elternteile, um sich ganzheitlich gesund zu entwickeln (von wenigen Ausnahmen abgesehen, in denen die physische oder psychische Gesundheit des Kindes durch das Verhalten eines Elternteils gefährdet ist; dann sollte unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden!). Wem es ernst ist mit dem Wunsch, dass Kinder eine elterliche Trennung so unversehrt wie möglich überwinden, wem ihre Bedürfnisse wirklich am Herzen liegen, der sollte folgende 3 Punkte vermeiden:

1. Du be- oder verhinderst den Kontakt zum anderen Elternteil? Tu das bitte nicht!

Disneyland-Daddy – kennst Du diesen Begriff? Gerade wenn das Sorgerecht „klassisch“ (manche sagen auch konservativ oder antiquiert ;-) aufgeteilt wird, bleibt den Müttern meistens der Alltag zwischen Hausaufgaben, Pausenbroten und Taxi-Diensten, während die Väter am Wochenende oder in den Urlauben das Vergnügen mit den Kindern haben. „Das ist nicht fair“, höre ich dann oft. Das stimmt … und irgendwie auch nicht. Denn vielleicht sehnt sich der Vater genau nach diesem Alltag und vermisst die abendlichen Gespräche oder Geschwister-Zickereien am Abendbrottisch, während sich der andere Teil – in diesem Fall die Mutter – womöglich allein gelassen und überfordert fühlt. Manchmal lässt sich der Kontakt mit den Kindern eben nicht ganz gerecht aufteilen – sei es aus beruflichen oder wohnortsbedingten Gründen oder einfach, weil es so entschieden wurde. Ich möchte auch gar nicht verleugnen, dass es Väter oder Mütter gibt, die sich aus der alltäglichen Verantwortung stehlen. Für die Kinder allerdings zählt nur eins: dass sie beide Elternteile sehen und Zeit mit ihnen verbringen dürfen. Es darf Dich nerven, dass der andere die tollsten Ausflüge oder aufregende Reisen unternimmt und am letzten Wochenende wieder nur Pizza und Cola kredenzt hat. Doch der Versuch, diesen Ärger loszuwerden, indem der Kontakt zwischen Kind und Ex-Partner mehr als nötig reglementiert, erschwert oder gar unterbunden wird, bedeutet für die Kinder eine echte Zerreißprobe. Je älter sie sind, desto mehr sollte man ihnen die Wahl lassen, wann sie bei wem sind und wie sie die Zeit mit Mama oder Papa verbringen. Das heißt nicht, dass sich niemand an Verabredungen halten braucht; es geht darum, dass sich die Kinder überall willkommen fühlen dürfen und dass es ihnen erlaubt ist und wird, unbeschwert Zeit mit beiden Elternteilen zu verbringen.

2. Dein Kind soll Dich mehr lieb haben als den anderen Elternteil? Tu das bitte nicht!

Unabhängig davon, wer sich von wem getrennt hat: Man ist verletzt und enttäuscht, dass es so gekommen ist. Man denkt, wenn der Partner anders wäre oder anders gehandelt hätte, wär das alles nicht passiert. Und das soll das Umfeld doch bitte genauso sehen – und im besten Fall natürlich auch die Kinder. Wenn wir die mehr oder weniger erfolgreich gegen den Ex-Partner aufhetzen, fühlt es sich (kurzfristig) so an, als sitze man nicht allein im Boot, als erhielte man die Oberhand, und einen eindeutigen Schuldigen gibt es dann endlich auch. Das Aufstacheln stärkt Dich (oberflächlich und vermeintlich) und schwächt Deinen Ex-Partner. So zu denken ist menschlich, doch A: Fühlt sich die Vorstellung tatsächlich gut an, dass Deine Kinder dieselbe Wut und Enttäuschung mit sich herumtragen wie Du? Wohl kaum, denn Du möchtest ja, dass es ihnen gut geht. Also: Kotz Dich bei Freunden über die oder den Ex aus (ja, an dieser Stelle ist dieses Wort erlaubt), nimm Coaching- oder Therapiesitzungen in Anspruch o.ä., aber lass Deine Kinder so gut es geht raus aus Deinem negativen Gedankenstrudel. B: Dieser (übrigens zum Scheitern verurteilte) Versuch, Dich besser zu fühlen, schwächt nicht in erster Linie Deinen Ex-Partner, sondern Eure Kinder, die beide Elternteile lieben dürfen wollen. Wenn ihnen diese Möglichkeit genommen wird, indem offen oder unterschwellig von Mutter oder Vater verlangt wird, sie müssten ihr oder ihm näher stehen als der oder dem anderen, geraten sie in einen quälenden Loyalitätskonflikt.

3. Dein Kind soll den neuen Partner Deines Ex-Mannes / Deiner Ex-Frau hassen (oder wenigstens richtig doof finden)? Tu das bitte nicht!

Wenn der ehemalige Partner eine neue Beziehung eingeht, kann das nochmal ein ziemlicher Schlag ins Gesicht und in die Magengrube sein. Wie heftig dieser Schlag ist, hat nicht unbedingt etwas damit zu tun, von wem die Trennung ausgegangen ist, schon mehr damit, wie viel Zeit seit der Trennung vergangen ist. Diese schmerzliche Erfahrung habe ich selbst nach meinem Beziehungsende gemacht. Meine Kinder standen mir in dieser Zeit sehr loyal zur Seite – unter anderem, indem sie kräftig über „die Neue“ gewettert haben. Ich muss gestehen: anfangs hat mir das irgendwie gut getan. Doch ich hab schnell gespürt, wie anstrengend es für sie war, immer sauer zu sein. Außerdem hat es in mir letztlich die Akzeptanz der neuen Situation verzögert und damit die Versöhnung mit ihr. Eines Tages saß ich mit meiner Tochter im Auto und sie erzählte ausnahmsweise, dass es diesmal „ganz o.k.“ bei Papa und seiner Freundin gewesen wäre. Daraufhin sagte ich ihr (und ich behaupte nicht, dass mir das leicht gefallen sei): „Du darfst sie wirklich nett finden, das ist in Ordnung für mich. Im Gegenteil: mir geht’s besser, wenn ich weiß, dass Ihr Euch bei Papa auch mit ihr zusammen wohl fühlt.“ Ich glaube, das war einer der wichtigsten Sätze, die ich meiner Tochter jemals gesagt habe, und ihre Entlastung war deutlich spürbar. Seitdem sind meine Kinder mal genervt und mal fein mit der neuen Konstellation. Von beidem erzählen sie mir, aber nicht, weil sie den Auftrag erfüllen wollen, dass es mir besser geht (was jetzt glücklicherweise auch nicht mehr nötig wäre), sondern einfach, weil sie Lust drauf haben.

Ja, es ist schmerzhaft, wenn neue Partner ins Spiel kommen. Mit den veränderten Umständen und den damit verbundenen Unsicherheiten und Ängsten haben Kinder schon genug zu kämpfen. Wir sollten versuchen, ihnen dabei so gut es geht zur Seite zu stehen, statt ihnen aus unserer eigenen Verletztheit heraus auch noch Missionenaufzuhalsen, die nicht ihre sind.

Entlasse Dein Kind aus der Pflicht, sich entscheiden zu müssen

Lass Dein Kind los. Vielleicht entrüstet Dich diese Idee (gerade wenn Du jüngere Kinder hast) – das eigene Kind loslassen? Wie kannst Du nur, Sandra? Ja, ich weiß … Aber es ist das größte Geschenk, das Du Deinem Kind machen kannst: Du entlässt es aus der Pflicht, sich für einen Elternteil entscheiden zu müssen. Loslassen hat dabei nichts mit „Fallenlassen“ oder „Nicht-kümmern“ zu tun. Wenn es Dich braucht, dann bist Du da, klar. Und wenn es den Wunsch hat, seine Mutter oder seinen Vater zu sehen und Zeit mit ihr oder ihm zu verbringen, dann lässt Du es gehen – in der Gewissheit und dem Vertrauen, dass das Euer Band stärkt, nicht schwächt.
Noch schwieriger gestaltet sich dieses Loslassen natürlich, wenn Dein Ex-Partner die- oder derjenige ist, der versucht, einen Keil zwischen Deine Kinder und Dich zu treiben, z.B. indem sie oder er sie gegen Dich aufhetzt. Was machst Du dann? Gerade bei älteren Kinder könntest Du ihnen – statt am anderen Arm zu reißen – signalisieren, dass Du verstehst, in welch schwieriger Lage sie sind, dass Du da bist, wenn sie das möchten, und dass Du sie liebst, egal wie sie im Moment zu Dir stehen. Ich weiß, dass diese Vorstellung große Ängste in einem wecken kann: Soll man denn nach dem Partner nun auch noch die Kinder verlieren? Doch viel eher wird es so sein, dass sie irgendwann von sich aus wieder mehr Nähe suchen und dankbar sind für die Entlastung, die sie erfahren haben, indem nicht von zwei Seiten an ihnen gezerrt wurde.

Egal, wie groß die Enttäuschung oder Wut auf den Ex-Partner ist: In der Zeit während und nach einer Trennung brauchen uns unsere Kinder. Es ist unsere Pflicht, alles daran zu setzen, dass sie diese schwierige Phase so heil wie möglich überstehen, indem wir ihre Bedürfnisse erkennen, verstehen und ernst nehmen. Wenn Du merkst, dass Dir das trotz aller Bemühungen nicht gelingt, weil die eigenen Verletzungen zu groß sind, dann musst Du Dich nicht schuldig fühlen – wir sind schließlich keine Maschinen. Übernimm stattdessen die Verantwortung, indem Du Dir Hilfe suchst. So zeigst Du Größe und wie wichtig Dir Dein Kind ist. Alles andere, sorry, sind reine Ego-Nummern … die auf lange Sicht niemandem nützen: Es sind kleine Pflaster, die unsere Wunden abdecken, aber darunter (Achtung, eklig) blutet und eitert es weiter. Für den Moment fühlt es sich also vielleicht nach Genugtuungan, aber Heilung wird es nicht bringen. Im Gegenteil. Denn wie könnte sich etwas gut anfühlen, das den eigenen Kindern schadet?

Weitere Informationen:
https://www.blauer-campus.de/single-post/trennung-scheidung-kinder

Verfasser und Verantwortlich für den Inhalt:
Sandra Hinte, Ganzheitlicher Coach, Blauer Campus, 76547 Sinzheim
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Sandra Hinte Ganzheitlicher Coach  Blauer Campus 76547 Sinzheim Sandra Hinte, Ganzheitlicher Coach,
Blauer Campus, 76547 Sinzheim
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