“Mamma ist die Beste!” - oder haben wir eine andere Wahl?"

“Mamma ist die Beste!” - oder haben wir eine andere Wahl?"

 

Ich möchte Euch von einem GesprĂ€ch zwischen mir und einer guten Freundin – nennen wir Sie mal Lou - erzĂ€hlen, welche mit mir nun schon einige Male zu einem Aufstellungsabend bei Margrit dabei war.

Lou hatte also das Los gezogen und ihr Anliegen war: “Warum habe ich Bluthochdruck?“

 

Ich war in Resonanz mit dem “ich” von Lou, als kleines Kind, um das sich niemand kĂŒmmerte, fĂŒhlte mich nicht gesehen, nicht beachtet, vernachlĂ€ssigt, hatte Angst, auch Todesangst, heulte wie ein Schlosshund vor lauter Einsamkeit.  Lou versuchte mich zu trösten und kam zu mir her, was mir sehr gut tat. Das “Warum” entpuppte sich wĂ€hrend der Arbeit als Mutter-Anteil und als diese auf mich zukam schrie ich und wollte sie nicht bei mir haben. Ich erzĂ€hlte ihr dann schluchzend, dass die Mama mich umbringen wollte (wahrscheinlich ersticken im Kinderbett). 

 

Lou konnte das nicht glauben und schaute also immer wieder zu ihrer Mama. Die Tatsache, dass Lou mir nicht glaubte war fĂŒr mich, als Kind, der grĂ¶ĂŸte Verrat. Ich wollte, dass sie mir glaubte und mir dies so bestĂ€tigte.

Lou konnte es nicht. Sie konnte es nicht glauben, dass ihre Mama so sein könnte, dass sie ihr was lebensbedrohliches angetan haben könnte. Sie konnte mir als Kind (als junge Lou) nicht glauben und vertrauen, dass ich die Wahrheit sagte!

 

Die Resonanzgeberin fĂŒr den Mutter-Anteil ignorierte meine Angst, wollte nĂ€her kommen, ließ aber davon ab,  nachdem ich als Kind schrie wie am Spieß und ihre NĂ€he nicht haben wollte. Also zog sie sich wieder zurĂŒck, war sehr empathielos und cool. 

 

Das Anliegen endete damit, dass Lou zwar bei mir in der NĂ€he war, ganz langsam mit dem eigenen jungen “ich” emotional in den Kontakt kam und das „ich“ das auch akzeptierte,  endlich NĂ€he zu haben und mit meiner Not gesehen zu werden. FĂŒr den eigenen Prozess von Lou war das ein ganz wichtiger erster Schritt. NatĂŒrlich wĂ€re es fĂŒr das “ich” - die kleine Lou - noch viel erlösender gewesen, dass ihr geglaubt wĂŒrde, dass die Mama lebensbedrohlich war, aber es kam bei Lou (noch) nicht an und sie konnte es zu diesem Zeitpunkt weder anerkennen, noch konnte sie es aussprechen.

 

Beim Kaffe danach:

Als ich nach der Aufstellung mit meiner Freundin noch einen Kaffee trank und wir uns unterhielten hatten wir ungefÀhr folgenden Dialog:

 

Lou: Das glaub ich einfach nicht, meine Mutter wĂŒrde das nie tun, hast du das wirklich so gespĂŒrt?

Ich: Aber du hast doch gesehen, in der Aufstellung was Tatsache ist, ich war dein Spiegelbild fĂŒr deine Psyche, ich spielte keine Rolle, ich hatte keine Verhaltensvorgaben, es ist wie es ist, es ist Fakt.

Lou: Aber meine Mama hatte es ja auch nicht leicht, sie war ja auch schwer krank

Ich: Ja, aber deine Mutter wollte dich nicht, sie wollte dich töten, auch wenn es nur einmal ein kurzer Gedanke war, aber ich habe es gespĂŒrt und gemerkt. Es gab also einen Moment da wollte sie dich nicht. Es gab also eine Ablehnung von Seiten deiner Mutter.

Lou: Ich hatte eigentlich eine gute Kindheit, meine Mutter war schon sehr fĂŒrsorglich, aufopfernd fĂŒr mich.

Ich: Ja aber deine Mutter war zu wenig fĂŒr dich da, entweder ganz real zu wenig prĂ€sent oder auch in ausreichendem Masse nicht liebevoll zugetan und sie war wahrscheinlich unfĂ€hig Mutter zu sein und  emotional und liebevoll fĂŒr dich verfĂŒgbar zu sein. Wahrscheinlich war sie auch traumatisiert.

Lou: Ja meine Mutter hatte auch keine leichte Kindheit, sie war die Àlteste von 7 Geschwistern.

Ich: Ja das kann ich mir vorstellen, das war die Generation der Nachkriegszeit, die alle auch traumatisiert waren. Aber die Verschuldung der Mutter an dir und die sozialen UmstÀnde damals, in denen deine Mutter lebte oder leben musste, hÀngen zwar eng zusammen, sind aber aus Sicht des Kindes zwei grundverschiedene Dinge.  

Lou: Aber es ist wirklich schwer dies zu glauben, was kann ich denn jetzt machen?

Ich:  Das Zulassen dieser Informationen, die nicht schön und sicherlich nicht einfach zu glauben sind fĂŒr dich ist ein Prozess, wobei die Wahrheit, die sichtbar geworden ist, nicht immer auf einmal erkannt wird. Wenn du in der Lage bist, die eigenen Erfahrungen, GefĂŒhle und Erinnerungen zuzulassen, kann sich ein Heilungsprozess vollziehen, indem du immer mehr mit dir selber verbunden wirst und immer mehr ĂŒber deine eigene Lebensgeschichte verfĂŒgen kannst.

Lou: War das auch so bei dir?

Ich: Ja, die Konfrontation mit der Wahrheit meines eigenen Lebens brachten heftige GefĂŒhle hervor und es war nicht immer leicht dies zu akzeptieren und es brauchte auch Zeit; Aber dann spĂ€ter habe ich diese Erkenntnis als eine Erleichterung erfahren. 

Lou: Hast du eigentlich auch schon mal die Rolle solch einer Mutter gehabt?

Ich: Ja, in den vielen Resonanzgeber-Rollen in denen ich eine Mutter reprĂ€sentierte, reprĂ€sentierte ich leider nur 1x eine liebende Mutter, all die anderen male waren es MĂŒtter welche vielleicht physisch prĂ€sent aber emotional abwesend waren. 

Lou: Wirklich nur 1x, das kann ich ja fast nicht glauben!

 

Ich: Leider ja, es sind MĂŒtter, welche keinen, aber auch wirklich keinen Kontakt zu ihren Kindern hatten und auch keine wollten oder selbst so traumatisiert waren, dass es ihnen unmöglich war GefĂŒhle fĂŒr das Kind zu entwickeln.

 

Mythos Mutterliebe:

Wenn ich in der Schule malte (ich war Nachhilfelehrerin), fiel mir auf, wie viele Kinder das auf ihre Bilder schrieben: “Liebe Mama ich hab dich ganz doll lieb!“ Diese Kinder  bekamen nicht mal genug zu essen und zu trinken von ihren Eltern mit in die Schule. Niemand spielte mit ihnen und sie krabbelten jedem Menschen, wenn sich die Gelegenheit bot, auf  den Schoss in der Hoffnung dort etwas zu bekommen, was zu Hause gĂ€nzlich fehlte.

 

Die öffentliche Ablehnung eines Kindes durch seine Mutter ist in den heutigen Gesellschaften hoch tabuisiert. Dieser Mythos erschwert es, die RealitĂ€t so zu sehen wie sie ist. Es gibt MĂŒtter, die ihre Kinder ĂŒber alles lieben, und es gibt MĂŒtter, die ihre Kinder nicht lieben können, sie ablehnen, emotional missbrauchen oder ihnen körperlich Gewalt antun.

 

Der Mythos kann bei Kindern auch unrealistische Vorstellungen ĂŒber das wecken, was ihre MĂŒtter wirklich fĂŒr sie leisten können.

Die symbiotische Mutterbindung ist einzigartig und kann im Erwachsenenalter nicht nachgeholt werden. Nicht einmal ein liebevoller, verstĂ€ndnisvoller Partner kann dieses BedĂŒrfnis spĂ€ter stillen. Die Ursehnsucht nach der feinfĂŒhligen Zuwendung der Mutter, auch bedingungslosem Angenommen sein sowie emotionaler und körperlicher NĂ€he bleibt bestehen, wenn auch weitgehend unbewusst.

 

Tief im inneren verborgen existiert es noch, das damals im SĂ€uglings- und Kinderzimmer allein gelassene Kind, es weint immer noch und Ă€ngstigt sich weiterhin zu Tode. Mit ihm wurden auch all die ĂŒberwĂ€ltigenden traumatischen GefĂŒhle von Hilflosigkeit, Ohnmacht, Wut und Verzweiflung abgespalten und in die Tiefen des Unbewussten verdrĂ€ngt. Dieses Kind verzehrt sich bis heute in Sehnsucht nach seiner Mutter und sucht diese vergeblich in jedem Menschen, an den es sich bindet. Auf diese Weise beeinflussen unbewusste Persönlichkeitsanteile lebenslang das Verhalten und Erleben, besonders die Beziehung zu unseren Partner und Kindern.

 

In den meisten Gesellschaften werden MĂŒtter verherrlicht, als wĂ€ren sie durch ihre GebĂ€rfĂ€higkeit automatisch auf fĂŒrsorglich. Das stimmt einfach nicht. Der „Mutterinstinkt“ lĂ€sst sich nicht einfach einschalten, so dass eine Frau, vor allem eine problembeladene, plötzlich eine Bindung zu ihrem kleinen Kind aufbaut, deren BedĂŒrfnisse kennt, dementsprechend handelt und umsorgt.

NatĂŒrlich ist es falsch, in Freudscher Tradition die MĂŒtter zu Schuldigen zu erklĂ€ren und ihnen fĂŒr alle Missgeschicke VorwĂŒrfe zu machen. Doch die Gleichung „Mutterrolle = gesunde Liebe“ zeigt sich meist als ist eine Illusion.

 

Die berechtigten GefĂŒhle gegenĂŒber dem mĂŒtterlichen Versagen dĂŒrfen also nicht durch ein VerstĂ€ndnis fĂŒr die Situation der Mutter unterdrĂŒckt werden. Dies geschieht eigentlich regelmĂ€ĂŸig und ist eine hĂ€ufige Ursache fĂŒr unverstandene Krankheiten oder Symptome. FĂŒr den eigenen Prozess ist es daher wichtig, dass unsere eigene Kindheits-RealitĂ€t  von uns selber gesehen wird und wir uns nicht vom Leid unserer Eltern ablenken lassen.

Weitere Informationen:
https://www.essenntial.com/2020/08/13/mamma-ist-die-beste-oder-haben-wir-eine-andere-wahl/

Verfasser und Verantwortlich fĂŒr den Inhalt:
Margrit Senn, Traumatherapeutin (IoPT), Coach, Margrit Senn, 4000 Basel
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Margrit Senn, 4000 Basel
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