Anthroposophische Medizin

Anthroposophische Medizin

Stand: 02.04.2015

Die antroposophische Medizin wurde zu Beginn der 20er Jahre durch Dr. Rudolf Steiner (1861-1925, Begründer der Anthrosophie) und der Holländischen Ärztin Dr. med. Ita Wegman (1876 – 1943) in Zusammenarbeit mit weiteren Ärzten entwickelt. Anliegen war, die mit den Methoden der Naturwissenschaften gefundenen Tatsachen der modernen Medizin durch geisteswissenschaftliche Forschungsergebnisse aus der Anthrosophie neu zu interpretieren und zu ergänzen.

Geschichte der antroposophischen Medizin

Während die Anthroposophische Medizin im stationären und ambulanten Bereich zunächst nur im deutschsprachigen Raum angewendet wurde, breitete sie sich in den vergangenen Jahrzehnten auch weltweit aus. Zu ihren medizinischen Einrichtungen gehören in Europa zahlreiche Kliniken mit vielfältigen Fachdisziplinen inkl. Notfallversorgung, Sanatorien, Arztpraxen nahezu aller Fachrichtungen, außerdem Ausbildungsstätten für Ärzte, Kranken- und Altenpflege. Hinzu kommen eigene Betriebe der Arzneimittelherstellung. Anthroposophische Ärzte arbeiten auch in Kooperation mit Pädagogen als Schulärzte, in der Heilpädagogik und in der Suchttherapie. Im ambulanten Bereich haben sich aus der interdisziplinären Zusammenarbeit von Ärzten, Kunsttherapeuten, Physiotherapeuten und Psychotherapeuten vielerorts sog. "Therapeutika" entwickelt. Die ärztliche Zusammenarbeit und Weiterbildung findet in vielfältigen regionalen Arbeitskreisen, Qualitätszirkeln und überregional auf regelmäßigen Tagungen der Fachgesellschaften und über die Herausgabe von Fachzeitschriften statt. Durch die Neuordnung des Arzneimittelrechtes wurde die von Rudolf Steiner begründete Anthroposophische Medizin 1976 erstmals im Arzneimittelgesetz genannt und als "Besondere Therapierichtung" neben der Phytotherapie und der Homöopathie anerkannt. 1989 wurden die "Besonderen Therapierichtungen" in das Sozialgesetzbuch V (SGB V) aufgenommen und durch das in Kraft getretene Gesundheitsstrukturgesetz die Erstattung der Arzneimittel der "Besonderen Therapierichtungen" im Grundsatz geregelt.

Grundelemente der Anthroposophischen Medizin

Grundelement der Anthroposophischen Medizin ist die persönliche Arzt-Patienten-Begegnung, aus der das Vertrauen entstehen kann, um die verschiedenen Ebenen der menschlichen Existenz umfassend in einer individuellen Diagnose erfassen und in die Therapie einbeziehen zu können. Die Anthroposophische Medizin erkennt die naturwissenschaftliche Medizin zur Erfassung der körperlichen, physischen Ebene des Organismus grundsätzlich an und bezieht den gesamten Bereich moderner Labordiagnostik und apparativer Untersuchungstechniken mit ein.

Sie erweitert darüber hinaus ihre Untersuchungen auf die höhere Ebene der Lebens-Organisation, durch die die physischen Stoffe und Prozesse des Körpers zu einem lebensfähigen Organismus zusammengefügt werden. Ihre Wirkung äußert sich in der Gesamtheit der sich primär selbst regulierenden physiologischen Vorgänge (u.a. Stoffwechsel, Wachstum, Regeneration) und bildet die Grundlage für die Entwicklung von Gesundheit. In Bezug auf diese Ebene steht die Anthroposophische Medizin in enger Beziehung zu einigen traditionellen medizinischen Konzepten, z.B. klassischen Verfahren der Naturheilkunde, der Homöopathie u.a., indem sie mit dem Organismus als Träger der Selbstheilungskräfte umgeht.

Im Sinne der Anthroposophischen Medizin kommt durch die Erlebnisfähigkeit des menschlichen Organismus eine weitere, eine "seelische" Ebene in Betracht, die sich in den letzten Jahrzehnten als Psychosomatische Medizin oder Anthropologische Medizin etabliert hat. Die "persönliche" Seite des Patienten, sein Krankheitserleben, Befindlichkeit, Selbstbild, Ängste und Hoffnungen - die Gesamtheit seines aktuellen und vergangenen Innenlebens - hat Bedeutung bei der Entstehung von Krankheit ebenso wie im therapeutischen Prozess.

Darüber hinaus kommt beim Menschen über sein Selbstbewusstsein eine vierte, individuelle Ebene seiner Existenz zum Tragen, die sich in seiner Intentionalität, seiner Erkenntnisfähigkeit, seiner Entwicklungspotenz in seiner Biographie als Lebenswerk äußert. Die Unantastbarkeit der Würde des Menschen, seine Autonomie, die Möglichkeit aus seinem Leben selber etwas zu machen, befähigt ihn, nicht nur Bestandteil der Natur zu sein, sondern sich zum Kulturschaffenden zu entwickeln.

Diese vier Organisationsebenen (Körper, Leben, Seele, Geist), die sich aus der Menschenkunde der Anthroposophie ergeben, sind bei einer ärztlichen Diagnostik und Therapie im Sinne der Anthroposophischen Medizin bei jedem Patienten in ihrer unterschiedlichen Bedeutung zu erfassen. Im Hinblick auf die gegenwärtig anerkannten Disziplinen der Medizin kann man ein Verständnis für das Anliegen der Anthroposophischen Medizin bekommen, wenn man erkennt, dass sie ein spirituell erweitertes Konzept für die Humanmedizin darstellt, indem sie verschiedene Bereiche der Medizin (z.B. Naturwissenschaftliche Medizin, Naturheilkunde, Psychosomatische Medizin) im Zusammenhang anwendet, um zu einem individuellen Patienten- und Krankheitsbild zu kommen. Sie versteht sich somit als eine bestimmte Form der "Ganzheitsmedizin", die allerdings notwendig auf einer rationalen Differenzierung der menschlichen Organisation im obigen Sinne beruht. Durch die Entwicklung geisteswissenschaftlicher Forschungs-methoden ist sie aber darüber hinaus mehr als nur eine Aneinanderreihung schon bestehender medizinischer Teilaspekte.

Zur Entwicklung und Erhaltung von Gesundheit wirken die Organisationsebenen des Menschen je nach Alter mit unterschiedlicher Dominanz in einem lebendigen Gefüge zusammen und durchdringen sich. Krankheit entsteht, wenn dieses Zusammenwirken gestört wird und sich eine Unausgewogenheit ausbildet, die der Körper aus eigenen Regulationskräften nicht auffangen kann. Krankheit im Sinne der Anthroposophischen Medizin ist insofern keine willkürliche Störung eines physiologischen Geschehens, sondern sinn- und bildhaftes Geschehen im psychophysischen Kontext, das der Arzt nicht (nur) zu beseitigen hat, sondern dessen Entstehungsbedingungen er zusammen mit dem Patienten untersuchen muss, um gemeinsam individuelle therapeu-tische Perspektiven entwickeln zu können. Der Patient ist dadurch nicht Objekt medizinischer Maßnahmen, sondern wird mitverantwortliches, mitentscheidendes Subjekt.

Diese Grundeinstellung bringt es mit sich, die ärztliche Aufmerksamkeit nicht nur im Sinne einer Patho-Genetik auf das Aufspüren fixierter Defizite zu richten, sondern auf die menschliche Fähigkeit des Lernens, dessen Bedeutung z.B. für die Entwicklung des Immunsystems (Umgang mit Infektionen, Autoagressionskrankheiten, Tumorimmunologie) langsam immer deutlicher wird. Der Mensch ist ein offenes "System", dessen Ressourcen voll nur entwickelt werden können, wenn er als Patient sich als Lernender und nicht nur als Leistungsempfänger der Medizin versteht.

Kritik an der antroposophischen Medizin

Wie die ihr zugrunde liegende Anthroposophie ist die anthroposophische Medizin nicht wissenschaftlich anerkannt, erhebt jedoch für sich selbst den Anspruch der Wissenschaftlichkeit. Die diesbezügliche Kritik an der Anthroposophie betrifft somit auch die anthroposophische Medizin. Besonders problematisch ist hierbei die Frage, ob anthroposophische Ärzte selbst über die postulierten Fähigkeiten der „übersinnlichen Erkenntnis“ verfügen müssen oder ob sie nur „Mitteilungen“ aus der „Geistesforschung“ Rudolf Steiners praktisch umsetzen. Letzteres würde ein allgemein verbindliches Lehrgebäude mit konkreten Handlungsanweisungen voraussetzen. Ein solches existiert nicht, stattdessen wird die „individuelle“ Diagnose propagiert. Wenn aber jeder anthroposophische Arzt als Voraussetzung seiner Tätigkeit Steiners Fähigkeiten der Imagination, Inspiration und Intuition selbst haben muss, dann erhebt sich die Frage, warum trotz so vieler anderer „Eingeweihter“ Steiners Werk noch immer so singulär dasteht und – abgesehen von vielen neuen „Heilmitteln“ – nicht erheblich weiter ausgebaut wurde.

Das anthroposophisch-medizinische Arzneimittel häufig in homöopathischer Dosierung, d. h. stark verdünnt, angewendet werden, betrifft sie auch ein Teil der Kritik, die gegen die Homöopathie vorgebracht wird. Trotz dieser offenkundigen Problematik ist die öffentliche Kritik an der anthroposophischen Medizin im Vergleich zu der Kritik an der ihr zugrunde liegenden Anthroposophie und noch mehr zu der Kritik an der Person Rudolf Steiners bislang eher verhalten.

In Deutschland gibt es fünf anthroposophisch orientierte Krankenhäuser und daneben verschiedene anthroposophisch orientierte Krankenhausunterabteilungen, Fachkliniken und Sanatorien.

  • das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke in Herdecke, seit 1969
  • die Filderklinik in Filderstadt, seit 1975
  • das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe in Berlin, seit 1995
  • das Paracelsus Krankenhaus in Bad Liebenzell/Unterlengenhardt, seit 1970
  • die Klinik Öschelbronn in Öschelbronn, seit 1970

In der Schweiz gibt es drei anthroposophische Krankenhäuser:

  • die Ita Wegman-Klinik in Arlesheim, seit 1921
  • die Lukasklinik für Tumorerkrankungen in Arlesheim, seit 1963
  • das Paracelsus-Spital in Richterswil, seit 1994

Quellen: Wikipedia, Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland e.V.

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