Koma und Wachkoma - Reisen in parallelen Welten / Tagesseminar / Workshop

Koma und Wachkoma - Reisen in parallelen Welten

Prozessorientierte Komaarbeit nach Arnold Mindell

  

 

Prozessorientierte Komaarbeit ist ein Anwendungsbereich der von Arnold Mindell (1993) in den siebziger Jahren entwickelten Prozessorientierten Psychologie, kurz auch Prozessarbeit genannt. Sie stellt eine Ergänzung zu der stets vorrangigen und grundlegenden intensivmedizinischen Behandlung von Menschen im Koma dar.


Mindell (1989) und seine Frau Amy (2000) haben Konzepte und Methoden ent­wickelt, um mit Menschen im Koma Kontakt aufzunehmen, sie in ihrer Wahrnehmung möglicher Erfahrungen zu unterstützen, mit ihnen zu kommunizieren (binäre Kommunikation1) und sie auf ihrem Weg zu begleiten. Ihre langjährigen Erfahrungen mit unterschiedlichsten Menschen aus diversen Kulturen und in verschiedensten Bewusstseinszuständen zeigen, dass das oft empfundene Gefühl der Isolation seitens des Patienten (Ergebnis von Nachbefragungen) und die häufig erlebte Hilflosigkeit von Angehörigen oder Pflegenden erheblich vermindert werden kann.
Prozessorientierte Komaarbeit postuliert, dass Menschen selbst in tiefstem Koma oder in anderen stark zurückgezogenen Zuständen - auch unter künstlicher Beatmung ? nicht völlig ohne Wahrnehmung oder ohne Bewusstsein sind, sondern sich in einem mitunter sehr stark veränderten Zustand des Bewusstseins befinden und dass ein Potential für Bewusstheit solange vorhanden ist, wie das Herz noch schlägt. Weiterhin beschreibt Mindell, dass Menschen im Koma nicht nur körperlich krank sind, sondern sich oft desorientiert und allein fühlen und ? wie Erfahrungen in der Arbeit mit Komapatienten immer wieder auch gezeigt haben ? mit für ihr Leben wichtigen Erfahrungen und Fragen konfrontiert sind. Befragungen von Menschen, die aus einem Koma erwacht sind, zeigen einerseits, dass selbst diese veränderten Bewusstseinszustände und die darin gemachten Erfahrungen von großer Bedeutung für ihr Leben waren und andererseits, dass nicht bearbeitete Prozesse selbst nach Jahren in Form von psychischen Beeinträchtigungen oder Somatisierungen fortbestehen können. Aus diesem Grund benötigen Komapatienten neben der medizinischen Versorgung auch eine psychologische oder gar ?spirituelle? Begleitung und Unterstützung. In einer solchen Begleitung geht es nicht ausschließlich oder vorrangig darum, zu versuchen, den Komapatienten aus diesem Zustand herauszuholen oder ihn aufzufordern sich nach außen zu beziehen, sondern darum, dass der Komatherapeut sich aktiv auf den Bewusstseinszustand und die inneren Erfahrungen des Komapatienten bezieht; ihn in diesen Erfahrungen unterstützt und dabei hilft, diesen Prozess zu entfalten, wo auch immer er hinführt. In vielen Fällen kann diese Arbeit Menschen unterstützen, wieder aus dem Koma zu erwachen; in anderen Fällen kann es darum gehen Menschen auf ihrem Weg in den Tod zu begleiten.
Prozessarbeit geht davon aus, dass alle noch so kleinen, vermeintlich zufällig auf­tauchenden Signale des Patienten, seien es minimale Bewegungen, Muskel­reaktionen, Atemgeräusche oder Veränderungen der Hautfarbe, potentiell von Bedeutung und Ausdruck einer nach Bewusstsein strebenden Erfahrung sein können. So werden auch die kleinsten Signale als Träger von Information des Patienten vom Therapeuten achtsam wahrgenommen, willkommen geheißen und dem Patienten verbal bestärkend rückgemeldet, da man weiß, dass das Gehör auch bei einem Komapatienten intakt ist und erst mit dem Tod seine Funktion erlischt. Reagiert der Komapatient mit positivem Feedback auf diese vom Therapeuten rück gemeldete Wahrnehmung seiner ?Äußerung?, werden diese Signale vom Therapeuten amplifiziert2. Der Patient wird vom Therapeuten ermutigt und unterstützt seinen inneren Erfahrungen in allen Sinnen zu vertrauen und ihnen zu folgen.
Auf diese Weise kann prozessorientierte Komaarbeit nicht nur helfen Kontakt zu Menschen in solch stark veränderten Bewusstseinszuständen herzustellen, sondern auch mit ihnen zu kommunizieren, sie auf ihrer ?inneren Reise? zu unterstützen und sie in die Behandlung und in mögliche anstehende Entscheidungen mit einzube­ziehen. Darüber hinaus hat sich oft gezeigt, dass prozessorientierte Komaarbeit die Genesung fördern kann. Auch bei vielen anderen sehr zurückgezogenen Zuständen wie zum Beispiel Wachkoma, Delirum oder Formen der Demenz können die Annahmen und Vorgehensweisen der prozessorientierten Komaarbeit sind von Nutzen sein.

[1] = Binäre Kommunikation: Kommunikation, in der Nachrichten durch Sequenzen von genau zwei verschiedenen Zeichen (z. B. 1/0 oder ja/nein) dargestellt werden können. Im Zusammenhang mit Komaarbeit bedeutet, dass der Therapeut dem Komatösen fragen stellt und dieser mit Ja-/Nein-Antworten reagiert, in dem er z. B. den kleinen Finger hebt bei ?ja? oder nicht bewegt bei ?nein?.
2 = Amplifikation (von Signalen): (lat.amplificatio: Erweiterung, gr.auxesis: Wachstum, Zunahme). Ursprünglich eine von C. G. Jung entwickelte Methode zur Erweiterung des Trauminhaltes durch Anreicherung und Ergänzung der Traumbilder. Später von Mindell auch auf andere Erfahrungen oder Wahrnehmungen wie z. B. Körpersymptome oder eine Bewegungen erweiterte Methode, um deren Bedeutung zu erhellen. 

Literatur:
Mindell, Arnold (1989). Schlüssel zum Erwachen : Sterbeerlebnisse und Beistand im Koma. Olten; Freiburg im Breisgau: Walter
Mindell, Arnold (1993). Traumkörper-Arbeit oder: der Lauf des Flusses. Paderborn: Junfermann
Mindell, Amy (2000). Koma ? Ein Weg der Liebe. Ratgeber für Familie, Freunde und Helfer. Petersberg: Verlag Via Nova

Peter Ammann

 

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  • Datum: 16.09.2007
  • Zeit / Dauer:2,5 Stunden
  • Ort:
      01099 Dresden
  • Preis:15,00 EUR
  • Anm. bis:15.09.2007

Praxis für Prozessarbeit, Wuppertal

 Peter Ammann  Praxis für Prozessarbeit 42103 Wuppertal

Peter Ammann

Diplom-Psychologe, Process Oriented Psychotherapist (UKCP), 42103 Wuppertal

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