WAHRHAFT-ICH

WAHRHAFT-ICH

Bis Mitte 30, etwa, lebte ich auf der Überholspur: Alle Leistungen erbracht – mit Bravour, womöglich, alle Hürden übersprungen, alle Regeln gemeistert, die für ein privilegiertes Leben in der westlichen Gesellschaft gefordert waren.
Und dann war das große Haus unseres. Der Gefährte mir erlegen. Die Pferde mein. Und da saß ich –mit bemerkenswertem Gehalt und Gestaltungsrahmen, in einem großzügigen Büro, schrieb Vorstandsvorlagen, erlebte Machtspielchen und Millionendeals aus unmittelbarer Nähe und… war aufgewühlt und zugleich leer.

Leistungen und Belohnungen haben nicht zu Zufriedenheit geführt.

Jedoch kannte ich nichts anderes als leisten oder versagen.
Ein Ausstieg war damals undenkbar für mich – höchstens ein neuer – und dann natürlich „besserer“ - Job.

Dennoch brachte das Leben (und meine radikalen Entscheidungen) mich an einen Punkt, in dem ich keinerlei festgelegte Perspektive mehr hatte, keinen äußeren Haltepunkt und physisch wie seelisch vollkommen auf mich gestellt war.

 

Auf die wahre Größe schrumpfen – die eigene Wichtigkeit verlieren

Die Welt, aus der ich kam, war geprägt von dem Bedürfnis „etwas darzustellen“, „Einfluss zu nehmen“, „Missstände und Umstände zu verbessern“.

Das klingt großartig aus Sicht derer, die eine "große Vision" haben, die für etwas brennen, da draußen in der Welt.
Aus Sicht derer, die keine oder eine andere Vision haben, und aus Sicht derer, die über weniger Kraft verfügen, sieht es einfach nach Macht aus.


Ich durchdachte die Argumente meiner Biochemie-Professoren, in das Genom von Mikroorganismen einzugreifen – zum Wohle der Welt.
Erinnerungen an „big deals“ kamen auf, in denen ich im Dienste der Unternehmen und Behörden, für die ich gearbeitet hatte, Eingriffe in soziale, ökonomische und ökologische Systeme erlebt hatte – für eine gerechtere (und lukrative) Neuverteilung.
Ich sah die Patienten und ihre Angehörigen auf den onkologischen Stationen wieder vor meinem inneren Auge, die den „Göttern in Weiß“ in die totale Zerstörung ihrer Körper und Seelen folgten.

Alle Handelnden hatten die feste Überzeugung, „Gutes“ zu tun.

Keiner der Handelnden war in der Lage, die Zusammenhänge und vermeintlichen Kausalitäten ganz zu erfassen.

Und dann fiel mein Blick auf die eigenen „Ideale“ und Bestrebungen“, die nicht weniger vermessen und absurd erschienen in neuem Licht.

Diese Revision des Gelernten und Gelebten erschütterte mein ganzes System: Nichts galt mehr – all die Bedingungen, Gesetze, Gut-Böse-Kategorien fielen in sich zusammen und rissen mich in das Dunkel des Nicht-Wissens.

So hörte ich auf, die anderen erklären zu wollen, sah ein, dass die Durchdringung der Zusammenhänge in der Welt, in der Gemeinschaft, in meiner Familiengeschichte, niemals wirklich erfassbar für mich sein würden.
Erkannte auch, dass all das „Zeug“, das mir andere beigebracht hatten – Medizin, Geschichte, Wirtschaft usw. – die persönlichen und subjektiven Auffassungen Einzelner waren. Aber sicher nicht „die Wahrheit“, die ich aus ihnen gemacht hatte.

Und damit erfuhr ich das ersten Mal in meinem Leben Demut.
Demut, die nichts mit Erniedrigung zu tun hat. Vielmehr nahm die Einsicht in die Größe und Komplexität des Lebens und in meine eigene Begrenztheit, diese Komplexität zu erfassen, eine tonnenschwere Last von meinem Herzen.
Ich erkannte, dass das einzige, das ich in der Tiefe und in Gänze erforschen und gestalten konnte, ich selbst war.
Und ich erkannte, dass mein Sein und Wirken ein verschwindend kleiner Teil eines großen Ganzen war.

Durch diese Erfahrung, die mich körperlich, geistig und emotional durch die Untiefen der Vergeblichkeit und Ohnmacht über die Wut bis zur Demut führte, verlor ich meine eigene Wichtigkeit.
Oder, wie die Buddhisten sagen würden: Das Geistesgift der Verblendung verließ mein System.

 

Den inneren Widerstand brechen – der Spiegel im Selbst


Ich verweilte in diesem Nicht-Wissen, suchte, meine Haltlosigkeit und Einsamkeit damit zu lindern, dass ich Tag und Nacht malte.


Ich malte mir förmlich „die Seele aus dem Leib“ – oder genauer gesagt: Ihre Wunden und Begrenzungen. Viele meiner Bilder trugen dunkle Motive, viel Feuer, viel Licht-und-Schatten, viel Mensch.

Und in der Betrachtung dieser Bilder wurden mir meine Wut, meine Enttäuschung, meine Forderungen und Verwünschungen bewusst.
Und ich ließ die Feuer wallen, staunend, dissoziiert von den heftigen Gefühlen, die durch das Nicht-Wissen hervorkamen.
Denn ich konnte mich nicht mehr festhalten an sozialen Imperativen, psychologischen Erklärungen, intellektuellen Relativierungen.
Ich musste zu all dem Müll, zu all den Projektionen und Schmerzen stehen, die ich hinter der Fassade des Wissens, hinter der Fassade der „Kontrolle meines Lebens“ aufgestaut hatte.

Erneut durchlebte ich das Entsetzen miterlebter Gewalt, himmelschreiender Ungerechtigkeit, bodenloser Willkür, bösartiger Intrige, usw., deren „Opfer“ ich oder andere geworden waren. Und im Höhepunkt dieser Qualen brach mein Widerstand.
Im Höhepunkt meiner Wut auf die Fehlbarkeit und Garstigkeit des Menschen brach mein Herz auf und ich vermochte, mich mit den „Übeltätern“ zu verbinden, sah und spürte deren Angst, deren Schmerz, der sie zu dem trieb, was sie taten.
Das war kein intellektuelles Verstehen. Das war keine psychologische Analyse.
Es war blankes Mitgefühl. Ja, fast: Identifikation.


Nachdem mein Körper und meine Gefühle sich ausgekämpft hatten, kraftlos, erschöpft, weichgeklopft, folgte endlich auch der Geist. Und hier fiel alles Durchlebte, alles Durchlittene zusammen auf einen magischen Satz:

„Nichts Menschliches ist mir fremd“.

Die Trennung war aufgehoben, die Mechanismen der Angst mit ganzer Seele nachvollzogen.

Und mit diesem Erlebnis war ein „nein“ unhaltbar.
Ein „nein“ zu den Schattenseiten des Menschseins, ein „nein“ zu den Fratzen der Angst.
Stattdessen erfüllte mich ein „Ja“ zu den Seelen der Mitwesen, deren Licht ich endlich erkennen konnte.
In ihren Panzern aus Angst.

Das Geistesgift von Hass verließ mein System.

 

Nackt im Sein stehen – bereit für den Dienst der Seele

So stand ich da:
Ohne Zugehörigkeit und Überzeugungen.
Bedeutungslos. Unwissend.
Ohne Projektionsflächen und Widersacher.
Allein auf das gestellt, was jetzt hier Evelin war.
Aber was war das ?

All die Attribute – Frau, anders, Konzernstrategin, Tochter, hübsch, unerzogen, Akademikerin, Deutsche, Geliebte, Mutter … waren in Demut und Mitgefühl verhallt.


Was blieb ?

Da begann ich, nach meiner Wirkung zu forschen.
Ich begann, meine „Geschichte“ nochmals neu zu durchleben, befreit von Vorstellungen darüber, was ich „wollte“, „brauchte“ für „richtig“ oder „notwendig“ gehalten hatte.
Ich sah mir einfach all die Begegnungen an, die meine Lebensschnur hervorbrachte, sah die Wesen und Systeme, wie sie waren, als ich ihnen zum ersten mal begegnete. Und sah sie wieder, als ich ihnen das letzte Mal begegnete.


Welche Spuren hatte ich hinterlassen ?
Wie hatten sich Menschen und Systeme verändert, nachdem ich sie (unbewusst) berührt hatte ?

Was ich zunächst erkannte, gefiel mir nicht:
Wann immer ich mich hingezogen gefühlt hatte und mich niederließ – in der Hoffnung, mein Bedürfnis nach Nähe, Zugehörigkeit, Bedeutung, Abwechslung zu stillen – hatte sich etwas wiederholt, was mir bis dahin gar nicht aufgefallen war.
Und ich erkannte den roten Faden meines Wirkens, das Wirken meiner Seele jenseits meiner willentlichen Intentionen und sozialen Konditionierungen.

Ich begriff, wer ich bin, wenn ich NICHT der Angst folge.
Ich begriff, dass meine Seele eine ganz bestimmte Farbe, eine ganz eigene Frequenz hat, die die immer gleiche Wirkung entfaltet, wenn sie strahlen darf.
Und je weniger ich etwas „wollte“, je weniger ich mich ablenken ließ von Bedürfnissen, Erwartungen und vermeintlichen Notwendigkeiten, desto kraftvoller manifestierte ich, was mich im Kern ausmachte.
Selbstbestimmt.
Nicht getrieben von Vorstellungen darüber, was ich „brauche“, nicht getieben vom immerwährenden „es ist nicht genug“.


Und so verließ die Gier mein System.

 

Seither strample ich mich nicht mehr ab für was-auch-immer, das mir ein Mensch oder die Welt geben kann.

Stattdessen hüte und sammle ich meine Kraft immer wieder neu in meinem Zentrum, das von Liebe lebt und Liebe ist.

Und ich kenne die „Farbe“ meiner Liebe, kenne die Wildheit meines Feuers, dieses „wirklich wichtig“ zu vertreten, bis die Wahrheit sich einen Weg in die Form gekämpft hat.
Kenne die Weite meiner Erde meines mütterlichen Herzens, das um die Einheit weiß und alles aufnehmen kann, was da menschlich ist und nach Liebe strebt. Kenne all meine Gesichter - und liebe sie.

So bin ich nackt in dieser Welt, in der so vieles gelenkt, bewertet und unterbunden wird – und fest verankert in meiner Art der Liebe, für die ich stehen und kämpfen werde, bis zum letzten Atemzug.           

                                                                                                                                                                                                          

                                                                                              

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