Stottern

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Erfolgreiche Stottertherapien aktivieren neue Hirn-Areale

von Rolf Hahn Institut für Stottertherapie Reutlingen

Stottern beginnt im Gehirn. Das zeigen neue Forschungsergebnisse. Die Fehlfunktionen in den für das Sprechen zuständigen Arealen lassen sich, zumindest bei erwachsenen Stotterern, nur schwer reparieren. Trotzdem sorgen seriöse Therapien auch langfristig für die Kontrolle der Redefluss-Störung. Sie aktivieren ganz neue Regionen im Gehirn und setzen konsequentes Üben voraus.

Die rund 800.000 Stotterer in Deutschland spüren die Vorurteile, denen sie auch heute noch ausgesetzt sind. Eine Belastung, die bei vielen in massiven psychischen Problemen mündet. Dabei bescheinigen Untersuchungen der Sprachwissenschaftlerin Christine Weber-Fox und ihrer Kollegen von der Purdue University in den USA, dass stotternde Menschen sprachlich nicht weniger begabt sind und weder mit Grammatik noch mit dem Klang der Sprache Probleme haben.

Gleichwohl lokalisierten die Forscher den Unterschied zum normalen Sprecher im Gehirn. Bis vor kurzem noch galt das Handicap als rein motorisches Problem. Der griechische Philosoph Aristoteles machte eine träge Zunge verantwortlich, die der Schnelligkeit der Gedanken nicht gewachsen sei. Diese Auffassung hielt sich lange Zeit und führte noch Mitte des 19. Jahrhunderts zu Zungenoperationen. Später kamen Mundprothesen und Zungenbeschwerer auf. Mit dem Aufkommen der Tiefenpsychologie änderte sich das Deutungsmuster. Jetzt galt das Stottern als Ausdruck tief sitzender psychischer Konflikte.

Bildgebende Verfahren wie die funktionelle Magnetresonanztomographie gewähren inzwischen einen aufschlussreichen Blick ins menschliche Gehirn. Dort, so zeigen Forschungen von Dr. Katrin Neumann an der Universitätsklinik Frankfurt, weisen Stotterer in genau den Regionen Defizite auf, in denen Normalsprecher gehörte Sprache analysieren (Wernicke-Region) und den Sprechvorgang vorbereiten (Brocca-Areal). Beide Zentren befinden sich in der linken Hirnhälfte und sind normalerweise beim Sprechvorgang stark aktiv. Menschen mit Sprechablaufstörungen nutzen diese Regionen jedoch kaum. Statt dessen setzen sie das rechte frontale Operculum (kurz: RFO) ein, das sonst nur zur Erkennung grammatikalischer Fehler oder beim Ausfüllen von Textlücken aktiviert wird. Die Wissenschaftler vermuten, dass das Hirn damit die Defizite in der anderen Hirnhälfte zu kompensieren versucht. Bestätigt wird dies durch die Beobachtung, dass bei Probanden, die weniger stark stottern, das RFO besonders intensiv arbeitet.

Bei der Untersuchung von erwachsenen Patienten, die sich einer Therapie unterzogen hatten, zeigte sich, dass die ursprünglichen Sprachzentren im Gehirn nicht repariert werden konnten. Eine Behandlung vor der Pubertät kann das Phänomen dagegen völlig zum Verschwinden bringen. Doch mit der richtigen Therapie können auch erwachsene Stotterer ihr Problem so weit unter Kontrolle bringen, dass es für andere unauffällig ist.

Interessanterweise stärken die richtigen Übungen nicht nurdie Aktivität des RFO. Sie aktivieren auch gänzlich neue Zentren in der linken Hirnhälfte, die jeweils nahe an der Wernicke-Region und am Brocca-Areal liegen.

Der langfristige Erfolg einer Therapie hängt wesentlich vom kontinuierlichen Training ab.Wenn man bedenkt, dass das Gehirn ganz neue Wege beschreiten muss, ist das auch leicht nachzuvollziehen. Rund ein Jahr muss man im Anschluss an einen Intensivkurs für diese Übungsphase veranschlagen. Bequemere Therapie-Ansätze sorgten dagegen häufig nur für einen kurzfristigen Erfolg. Der unvermeidliche Rückschlag ist dann um so schwerer zu verkraften. Die psychische Komponente spielt bei Stotterern, die mit ihrer Redefluss-Störung immer auffallen und gerade als Kinder häufig gehänselt wurden, eine große Rolle.

Darum sollte eine wirksame Therapie immer zweigleisig aufgebaut sein und sowohl auf atemtechnische Übungen, als auch auf effektive psychologische Methoden zurückgreifen. Damit kann man tief sitzenden Sprechängsten und fest verwurzelten Vermeidungsreaktionen zu Leibe rücken.

Verfasser und Verantwortlich für den Inhalt:
Rolf Hahn, Diplom-Pädagoge, Stottern Stottertherapie, 72764 Reutlingen
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Kommentare zu diesem Artikel

Stephanie Merges-Wimmer (http://www.stephanie-merges.de) schrieb am 04.10.07 dazu:

Ich finde den Artiekl sehr interessant. Meine Erfahrugn ist, dass die Aktivierung der linken GHH mit Bioresonanztherapie sehr gut zu erreichen ist + Atemtechnik + therapeutische Arbeit.

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